Mehr du selbst sein: authentisch Individualität leben
- Christina
- 24. März
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. März
In unserer Gesellschaft ist uns unsere Individualität sehr wichtig. Gerne übersehen wir, dass diese Individualität sehr strenge Grenzen hat.
Wobei Frauen, diese Grenzen anders erleben als Männer und Jugendliche wiederum anders als Erwachsene.
Die Beobachtungen, die ich als Mutter von 3 nun erwachsenen Kindern und Zuhörerin in meinen Workshops gemacht habe, fasse ich hier zusammen.
Jugendliche auf ihrem Weg in die Individualität

Kleine Kinder sind Entdecker. Sie erforschen ihr Umfeld, tauchen in Phantasiewelten, stellen Geschichten in Rollenspielen nach und entwickeln Ehrgeiz beim Spiel. Ihre Individualität lässt sich wunderschön beobachten.
Aber im Spätestens in der Grundschule müssen sich die Kinder ein- und unterordnen. Die größte Aufmerksamkeit bekommen die Kinder die stören, die die nicht so "funktionieren" wie Schule und Eltern es sich vorstellen. Es folgen Strafen verschiedenster Art. Damit meine ich weniger offensichtliche Strafen, als vielmehr die kleinen versteckten Zurechtweisungen: die entzogenen Aufmerksamkeit, das nicht anerkennen der Leistung, das nicht mit Einbeziehen.
Kinder brauchen Aufmerksamkeit, sie brauchen Anerkennung und sie brauchen es einbezogen zu werden bzw. dazu zu gehören. Sollten sie all das nicht bekommen, weil sie "nicht passen" werden sie sich Anpassen, Und sich möglichst so verhalten, dass Eltern und Lehrer "zufrieden" mit ihnen sind. Das bedeutet, dass sie einen Teil ihrer Individualität und ihres Selbstbewusstseins aufgeben. Am Ender der Schulzeit beginnt, dann der Abnabelungsprozess und Anpassung an Schule und Elternhaus ist verpönt. Jugendliche befinden sich in einer Phase der Identitätssuche. Sie experimentieren mit Kleidung, Musik, Hobbys und sozialen Rollen. Selten wollen sie so sein wie ihre Eltern.
Grundsätzlich wird diese Selbstfindung als erstrebenswert dargestellt, doch in der Praxis gibt es nur begrenzte Möglichkeiten, sie wirklich auszuleben. Strikte Regeln und Erwartungen setzen dieser Individualität und den Experimenten rund um die Selbsterforschung harte Grenzen. Auf der einen Seite wird die Beurteilung durch die Freundesgruppe zunehmend wichtig.
Auf der anderen Seite sind die Programme zur Persönlichkeitsentwicklung in der Schule oder anderen Einrichtungen sehr oberflächlich. Lehrpläne und Schulstrukturen lassen wenig Raum für individuelle Entfaltung.
Bei meinen eigenen Kindern habe ich in dieser Zeit beobachtet, dass sich ein sehr unumstößliches Selbstbild entwickelt. (Ich kann kein Mathe. Ich kann nicht vor Menschen sprechen. u.ä.) Da dieses Selbstbild auch als unumstößlich empfunden wird, weigern sich die Jugendlichen eine Veränderung zu versuchen, gegen dieses starre Selbstbild zu arbeiten.
Dazu kommt, dass Individualität häufig nur in einem gesellschaftlich akzeptierten Rahmen toleriert wird – beispielsweise in Form von Hobbys. Und auch hier wird diese Individualität auch nur gefördert, wenn sie als wertvoll betrachtet wird. Zum Beispiel werden junge Menschen, die sehr früh Verantwortung für noch jüngere Menschen übernehmen oder junge Menschen die Wettbewerbe gewinnen, geehrt, sie bekommen Anerkennung.
Während abweichendes Verhalten oder alternative Lebensentwürfe schnell als problematisch angesehen werden. Der Konformitätsdruck ist enorm.
Frauen
Werden die Jugendlichen erwachsen nimmt der Konfromitätsdruck nimmt nicht ab.
Die Erwartungen an das eigene äußeren Erscheinungsbildes können Frauen selten gerecht werden. Und dieser selbst gemachte Druck wird von außen noch verstärkt. In den Medien, im Berufsleben und im sozialen Umfeld werden Frauen oft dazu gedrängt, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen. Wer sich diesem widersetzt, etwa durch einen unkonventionellen Kleidungsstil oder das bewusste Ignorieren von Körpernormen, riskiert gesellschaftliche Ablehnung.
Meine Tochter erfuhr sogar Ablehnung, als sie sagte, dass sie mit ihrem Körper zufrieden ist. Das entspricht einfach nicht der Normalität. Aber auch die Erwartungen an das Verhalten einer Frau sind sehr widersprüchlich. Von uns wird sehr häufig erwartet, dass wir angepasst, zurückhaltend und sozial verträglich agieren. Gleichzeitig wird uns gerne vorgeworfen, dass wir uns zu wenig durchsetzen, zu emotional und zu wenig risikobereit wären. Werden die Frauen Mutter, wird davon ausgegangen, dass sie zu wenig leistungsbereit sind. Gut zusammengefasst in dem Spruch: "Mütter sollen arbeiten, als hätten sie keine Kinder und Kinder großziehen, als würden sie nicht arbeiten." (Kaitlyn WonJung Chang)
Nicht selten wollen wir Frauen alles und alles auf einmal. Denn genau das wird uns vermittelt: Es ist möglich, dass wir Karriere machen, super toll und sportlich aussehen und dass wir großartige Mütter sind, die sich ehrenamtlich engagieren.
Diesen Spagat schafft keine Frau. Also sind unglaublich große Selbstzweifel vorprogrammiert. Denn sobald du eine Anforderung erfüllst, verletzt du eine andere Anforderung.
Zum Glück gibt es immer mehr emanzipierte Männer, die sich die klassischen Hausfrauenaufgaben erobern.
Männer
Haben es Männer also wesentlich leichter ihre Individualität auszuleben? Jaein, ich glaube es ist für Männer ein kleines bisschen leichter.
Auch Männer sind gesellschaftlichen Erwartungen unterworfen, die ihre Individualität beeinflussen. Traditionelle Männlichkeitsbilder setzen Männer oft unter Druck, bestimmte Verhaltensweisen zu zeigen, etwa Stärke, Durchsetzungsfähigkeit oder emotionale Zurückhaltung.
Ist ein Mann sehr sensibel, kann er bei Frauen zwar punkten, aber er "muss" diese Sensibilität durch Sportlichkeit, ordentliche Muskelmasse oder andere männliche Attribute "ausgleichen". Zwar gibt es eine wachsende Offenheit gegenüber alternativen Männlichkeitsbildern, doch stoßen Männer, die von klassischen Normen abweichen – sei es durch eine besonders emotionale Ausdrucksweise, die Wahl von Berufen, die als "untypisch" für Männer gelten, oder das bewusste Ablehnen von Wettbewerb und Leistungsdenken – häufig auf Skepsis oder Ablehnung.
Ich habe einige Male erlebt, das Väter belächelt worden sind, wenn sie voll und ganz in ihrer Vaterrolle aufgegangen sind.
Und dann gibt es die Männer, die damit spielen keinem Männlichkeitsbild zu entsprechen. Sie zeigen eine glamourös weibliche Seite auf unterschiedlichsten Bühne
Ob sie durch das inszenieren einer Rolle ihre Individualität ausleben, kann ich nicht einschätzen.
Fazit
In meinen Workshops erlebe ich Frauen, die "wunderbar" dem klassischen Rollenbild entsprechen und vollkommen ausgepowert sind. Sie sind auf der Suche nach ihrer Individualität, die sie durch die Erfüllung aller Erwartungen an sie verloren haben. Ja, sie bekommen Anerkennung für einen großen Teil ihres Tuns. Nur um in einer anderen Rolle zu "versagen". Sie zweifeln an sich selbst und "verkaufen" sich unter ihrem Wert. Denn sie sind nie genug. Das sie sich hier irren, müssen sie oft in vielen kleinen Schritten lernen. Männer, die zu mir kommen sind meistens beruflich sehr erfolgreich. Es sind Familienmenschen. Und auch für sie ist der Spagat zwischen Job und Familie anstrengend. Sie verbiegen sich an der einen oder anderen Stelle, um ihrem Männlichkeitsbild zu entsprechen. Spiegel ich ihnen in unserem Workshop ihre Besonderheiten, nehmen sie diese super leicht und sehr gerne an.
Sie entwickeln selten Selbstzweifel und suchen den Fehler eher im Außen. Mehr Selbsterforschung, mehr Selbsterkenntnis führt zu mehr echter Individualität und ich denke davon profitieren wir alle. In einer Zeit, in der unterschiedlichste KI´s unser Leben mehr oder weniger mitbestimmten, mitprägen wird gelebte Individualität immer wichtiger. Davon bin ich überzeugt.
Außerdem glaube ich, dass das Leben, welches wir führen uns zufriedener macht und wir leistungsfähiger sind, wenn wir uns erlauben unsere Individualität auszuleben..
Willst du mehr von mir lesen, dann abonnieren meinen Newsletter
Comments