Positioniere dich authentisch. Wurde mir gesagt, als ich in der Gründung war. Allein dieser Satz hat mich ziemlich verwirrt.
Was bitte ist Authentizität?
Meine Mutter ist Lehrerin. Als Kind habe ich sie als Lehrerin vor ihrer Klasse erlebt, als Freundin mit ihren Freundinnen und als Mutter in unserer Familie. In jeder Rolle hat sich ihre Stimme, aber auch ihre Körperhaltung geändert. Obwohl ich diese Veränderung sehr bewusst wahrgenommen habe, wirkte meine Mutter immer authentisch auf mich.
Wenn meine Mutter so leicht und authentisch von einer Rolle in die nächste schlüpfen konnte, wie ist das dann bei mir? Warum sollte ich nicht in jeder Rolle, die ich ausfülle und die ich lebe, meine Stimme und meine Körperhaltung ändern, ohne dass ich es wirklich bemerke. Und werde ich dann noch als authentisch wahrgenommen?
Nachdem ich die ganz natürliche Verwandlung meiner Mutter beobachtet habe, war mir klar: Authentizität und Natürlichkeit haben nicht zwingend etwas miteinander zu tun. Auch wenn es oft fast synonym verwendet wird.
Wo ist der Unterschied zwischen Natürlichkeit und Authentizität?
Wann bin ich authentisch, wenn Veränderung bzw. Anpassung so natürlich zu mir gehört?
Dazu habe ich Wikipedia (am 20.4.2021) befragt und im 2. Abschnitt des Wikipediaartikels habe ich die Antwort gefunden:
“Die Sozialpsychologen Michael Kernis und Brian Goldman unterscheiden vier Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit man sich selbst als authentisch erlebt:
Bewusstsein – Ein authentischer Mensch kennt seine Stärken und Schwächen ebenso wie seine Gefühle und Motive für bestimmte Verhaltensweisen. Dies setzt Selbsterkenntnis durch Selbst- und Fremdwahrnehmung und Selbstreflexion voraus, um sich seiner selbst und seines Handelns bewusst zu werden.
Ehrlichkeit – Hierzu gehört, der ungeschminkten Realität, das eigene Selbst betreffend, ins Auge zu blicken und auch unangenehme Rückmeldungen zu akzeptieren.
Konsequenz – Ein authentischer Mensch handelt nach seinen Werten und Überzeugungen. Das gilt für die gesetzten Prioritäten und auch für den Fall, dass er sich dadurch Nachteile einhandelt. Kaum etwas wirkt verlogener und unechter als ein Opportunist.
Aufrichtigkeit – Authentizität beinhaltet die Bereitschaft, sein wahres Selbst, mit seinen positiven wie negativen Seiten, in sozialen Beziehungen offen zu zeigen und nicht zu verleugnen.”[12]
Und mit dem Fokus auf Bewusstsein, Ehrlichkeit, Konsequenz und Aufrichtigkeit, verstehe ich Authentizität schon viel besser. Mit wieviel Bewusstheit füllst du deine Rolle als Selbstständige aus? Mit wieviel Ehrlichkeit, Konsequenz und Aufrichtigkeit lebst du deine Rolle in der Selbstständigkeit?
Oder anders gefragt:
Wie authentisch hast du dich positioniert?
Du merkst schon: bei einer authentischen Positionierung dreht sich (fast) alles um dich.
Deshalb beginne ich in meinen Positionierungstrainings auch immer mit dem Warum-Workshop: hier erzählen mir meine Kunden Geschichten aus ihrem Leben, die für sie emotional waren. Ich erkenne die Muster und mein Kunde entwirft daraus sein Warum. Das bedeutet in dieser Phase der Zusammenarbeit erlebt mein Kunde schon sehr viel Selbsterkenntnis, -wahrnehmung und -rflexion.
Da wir unser Business haben, um Anderen das Leben leichter, schöner und angenehmer zu machen, folgt ein kleiner Realitätscheck: Wo kann ich mit meinen Stärken und Fähigkeiten helfen und unterstützen? Wie sieht der Markt aus und wo auf diesem Markt möchte ich mich positionieren? Wo auf diesem Markt passe ich mit meiner Persönlichkeit am besten hin? Welche Kollegen bieten eine ähnliche Problemlösung wie ich an? Welche Kollegen arbeiten mit einer ähnlichen Zielgruppe wie ich?
Mit dem Wissen aus dem Warum-Workshop lassen sich alle anderen Fragen auch viel leichter beantworten.
Was ist mein großes Ziel? Wie willst ich mich weiterentwickeln?
Nach welchen Werten lebe ich und nach welchen Werten will ich leben?
Welche Rolle willst ich annehmen oder habe ich angenommen?
Wer bin ich? Was kann ich?
Wofür stehe ich? Wofür will ich stehen?
Welchen Menschen möchte ich helfen?
Welches Problem will ich lösen?
Was strahle ich aus?
Wenn all diese Fragen beantwortet sind und du nach den Antworten liebst und arbeitest, wirst du dich als authentisch wahrnehmen. Und natürlich wirst du auch diese Selbstwahrnehmung ausstrahlen. Du wirst dich immer wieder kontrollieren und korrigieren.
Und um noch einmal auf den Anfang zurück zu kommen: Du wirst als eine Person wahrgenommen die Ehrlich, Konsequent und Aufrichtig ist.
Deine Interessenten werden dich als eine authentische Unternehmerin bzw. ein authentischen Unternehmer erleben. Dadurch vertrauen sie dir schneller und mit mehr Leichtigkeit. Und sicher kennst du die Schritte, die jeder Kunde durchläuft, bevor er bei uns Kunde wird.. Er muss uns bemerken, kennen, mögen, vertrauen und dann unsere Produkte kaufen.
Aber was passiert, wenn ich mich selber nicht wirklich als konsequent wahrnehme? Weil ich so viele Ideen habe und gern von einer Idee zur anderen springe? Mir regelmäßig gesagt wird “Bleib doch mal an einer Sache daran” oder “Das kannst du dir doch nicht auch noch auf den Tisch ziehen” oder “Mach das eine zu Ende und dann kannst du was Neues anfangen.”
Wie authentisch bin ich, wenn ich Ordnungstipps gebe, die ich selber nicht so umsetzen kann, wie ich es gern tun würde? Bin ich dann noch ehrlich?
Wie ehrlich bin ich, wenn ich für Social Media Posts die schönste Ecke in meinem Büro aussuche? Ich nie ungeschminkt vor die Kamera gehe? Vor dem ersten Kaffee meine Meinung lieber für mich behalte?
Wieviel Aufrichtigkeit vertragen meine Kunden und wieviel Aufrichtigkeit vertrage ich… sollte ich ihnen über die Knöpfe, die nur meine Mutter drücken kann berichten. Auch wenn es zeigt, dass ich unverhältnismäßig darauf reagiere? Auch wenn mir meine Reaktion peinlich ist?
Wenn du mich schon ein wenig kennst, weißt du, dass ich Privates von Persönlichem sehr klar trenne.
Sehr bewusst fülle ich für meine Kunden die Rolle des Coaches für Positionierung aus. Ich empfinde mich dabei als authentisch. Und meine Kunden, soweit ich weiß, auch.
Doch Authentizität ist für mich einen Idealzustand. Es geht also immer noch ein bisschen besser.
Der jährliche Blick auf deine Positionierung
Ich hoffe du schaust ein mal im Jahr auf deine Positionierung. Ein mal im Jahr solltest du dich fragen: passt meine Positionierung noch zu mir, meiner Weiterentwicklung und meinen Zielen?
Und wie authentisch lebe ich meine Rolle als Selbständige/ Selbstständiger.
Bewusstsein: Wie nehme ich mich in meiner Rolle wahr?
Ehrlichkeit: wie nehme ich Rückmeldungen an bzw. lehne ich sie ab?
Konsequenz: wie intensiv verfolge ich meine Werte, meine Überzeugungen, meine Ziele?
Aufrichtigkeit: wie gut kann ich nicht nur zu meinem positiven sondern auch zu meinen negativen Seiten stehen?
Das bedeutet nicht, dass wir alle unsere Schwächen kommunizieren müssen. Doch wir werden authentischer, wenn wir uns auch mal verletzlich zeigen. Dabei kannst du dich fragen: Durch welche meiner Schwächen bin ich in Schwierigkeiten gekommen? Wie habe ich mich wieder aus diesem Dilemma befreit? Was kann mein Kunde von mir lernen, wenn ich ihr oder ihm meine Entwicklung zeige?
Ich finde es sehr unangenehm, wenn sich Personen im Augenblick der Verletzung präsentieren, um ihre Verletzung zu zeigen. Ich kann ihnen nicht helfen und ich kann nicht von ihnen lernen, ich kann nur mitleiden. Das möchte ich nicht. Das ist nicht zielführend. Also sei dir sehr klar darüber, warum es für deinen Kunden gut ist, dich in deiner Verletzlichkeit zu sehen.
Fazit:
Was ist authentische Positionierung?
Es ist ein Idealzustand, den ich für mich und für meine Kunden anstrebe. Denn ich habe beobachtet je authentischer eine Positionierung ist, desto selbstbewusster gehen meine Kunden mit ihrer Positionierung raus und gewinnen leichter Kunden.
Der aktuelle Wochenimpuls ist eine Einführung in die Walt-Disney-Methode. Lerne mit ihr den Perspektivwechsel.
Brauchst du einen Positionierungstipp, dann buche dir bitte einen Gesprächstermin über Calendly
Aber ich freue mich auch immer wieder über Post. Schreib mir an christina@christina-grunert.de
Anlass diesen Blogartikel zu schreiben war die Einladung von Rosa Pessl an ihrer Blogparade teilzunehmen. Hier kannst du weitere Blogartikel zum Thema Authentizität lesen: https://www.rosa-pessl.at/blog/blogparade-authentizitaet/
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